„Gut aufgehoben unter allen anderen - das trägt uns“
Der Weg Nr. 12 zur erfüllten und glücklichen Partnerschaft
Willkommen im Finale! Der Weg Nr. 12 schließt unsere große 360°-Rundumschau über die Wege zum Paarglück ab. Da „alles mit allem zusammenhängt“, steht auch Deine Paarbeziehung in Wechselwirkung mit ihrer Mitwelt. Wo Du lebst, wie Du arbeitest, welcher Religion Du angehörst, was in der Welt passiert – all das kann für Deine Partnerschaft eine Rolle spielen. Zwar gibt es nur relativ wenig Paare, die primär deswegen in eine Krise geraten. Doch profitieren alle Paare davon, sich in ihrer Mitwelt zuhause zu fühlen. Die Corona-Krise hat vielen die Augen dafür geöffnet, wie wenig Partnerschaft vom Rest der Welt zu trennen ist.
Inhalt:
Impuls zur Standortbestimmung
Woran Du erkennst, wenn es nicht stimmt
Was Du unbedingt wissen solltest
Zeit für Besinnung - unsere Reflexionsfragen
So kommt Ihr voran - unsere drei Tipps
Was uns persönlich bewegt - zwei Statements von uns zu dem Weg
Impuls zur Standortbestimmung
Unser Impuls zur Standortbestimmung besteht aus einem Leitsatz und einer Kardinalfrage. Der Leitsatz für Weg 12 eröffnet Dir die weiteste Perspektive auf Deine Partnerschaft.
Wir stehen sicher und frei in der Welt und achten das Leben als deren Geschenk.
Was würdest Du spontan sagen: Kannst Du diese Aussage unterschreiben? Vielleicht wollt Ihr Eure Paarbeziehung mal aus diesem Blickwinkel feiern.
Die Kardinalfrage fordert Dich zu einem klaren Ja oder Nein heraus. Lass die Kardinalfrage bzw. Deine Antwort eine Zeitlang auf Dich wirken, bevor Du weiterliest!
Fühlst Du Dich sicher und wohl in Deiner Umgebung und in Deinem Dasein als Erdenbürger/in?
Woran Du erkennst, dass es nicht stimmt
Tauchen in Deinem Leben jenseits von Familie oder Freundeskreis Menschen auf, die etwas gegen Deine Paarbeziehung haben? Das wäre die offensichtlichste Störung auf dem Weg Nr. 12. Dazu ein paar Beispiele aus unserer Paararbeit: Da sind die alten Bekannten, die voller Neid und Missgunst auf Deine gute Partie schauen. Da sind die Dorfbewohner, die Dir und Deinem neuen Liebesglück Steine in den Weg legen oder Euch mobben, weil Du es gewagt hast, Dich scheiden zu lassen. Vielleicht werden sie sogar handgreiflich. Da ist das gemischtkonfessionelle Paar, wo es die Gemeinde der Frau den Mann immer wieder spüren lässt, dass er „falsch“ ist, wo vielleicht sogar Gemeindemitglieder gegen den Partner mobil machen. „Falsch“ kann eine/r von Euch auch aufgrund der ursprünglichen Heimat, der Sprache oder der Hautfarbe sein. Solche Anfeindungen können auf Dauer zu einer großen Last für die Paarbeziehung werden.
Manchmal entstehen Euch durch unpersönliche Vorgänge im Außen schwerwiegende Nachteile oder Schäden. Tiere stören derart Eure Nachtruhe, dass Ihr immer gereizter werdet und deshalb oft in Streit geratet. Die Luftverschmutzung macht z.B. Deine Frau krank, weil sie anfällige Atemwege hat. Dein Mann verliert seinen Arbeitsplatz und Ihr steht plötzlich mit viel weniger Einkommen da. Deine Frau ist vielleicht Opfer eines Raubüberfalls oder Unfalls geworden. Eine Flut, eine Dürre oder ein Schädlingsbefall haben Teile Eures Besitzes vernichtet. Ihr wurdet politisch verfolgt und musstet fliehen. Gerade die urplötzlich, schockartig eingetretenen Verluste können tiefe Spuren in der Psyche hinterlassen. Zu den sogenannten „posttraumatischen Belastungsstörungen“ zählen etwa sozialer Rückzug, Angstzustände, Schlaflosigkeit, Albträume, sog. Flashbacks (Erinnerungsblitze rund um das alte Trauma) oder Depression, die allesamt das Beziehungsleben stark in Mitleidenschaft ziehen.
Manchmal ist die Welt da draußen gar nicht so schlimm, aber eine/r von Euch erlebt sie vielleicht als fremd, unkontrollierbar, bedrohlich oder feindselig. Wenn solche Vorstellungen anfangen, die Gedanken und Gespräche zu beherrschen, kann dies die Paarbeziehung untergraben. Wer das Schlechte erwartet und diese Erwartung nach außen ausstrahlt, läuft Gefahr, das Schlechte zu ernten, das er/sie Gedanken gesät hat.
Die gemeinsame Abwendung von der Mitwelt oder der Rückzug mögen zwar vorübergehend zusammenschweißen, sind jedoch kein nachhaltiger Nährboden für die Liebe.
Anderen Störungen in der Paarbeziehung siehst Du es überhaupt nicht an, dass sie mit dem Weg Nr. 12 zu tun haben. Lies dazu mehr im nächsten Abschnitt.
Was Du unbedingt wissen solltest
Die Störungen, die wir oben beispielhaft vorgestellt haben, vermitteln Dir einen Eindruck davon, wie vielfältig die Einwirkungen von außen sein können. Es lohnt sich also durchaus einmal, die Partnerschaft geistig in die Mitte zu stellen und dann von dort aus in alle Richtungen zu schauen, um zu erkennen, wie gut Ihr in der Welt steht. Je nach Richtung fällt dann Dein Blick z.B. aufs Wohnen, auf den Beruf, auf die Freizeit und den Einkauf, auf die wirtschaftliche Lage oder die gesellschaftlich-politische Situation. Je nachdem, wie weit Du blickst, erhält mal mehr Deine nähere räumlich-soziale Umgebung, mal mehr Dein Land oder gar die große weite Welt die Aufmerksamkeit. Überall kann es Einwirkungen auf Euch geben, und zwar keineswegs nur belastende. Überall kannst Du Kraftquellen auftun, die Dich stärken, überall kannst Du in Kontakt gehen und Dir Unterstützung holen – sei es bei Deinen Mitmenschen, bei Pflanzen und Tieren oder bei Deinem Schutzengel. Überall kannst Du mit Deinem Mann oder Deiner Frau gemeinsam aktiv werden, um positiv in die Welt hinauszuwirken und sie ein bisschen besser zu machen. Du und Dein/e Partner/in – Ihr seid allverbunden.
Für uns war es faszinierend zu hören, wie extrem unterschiedlich Paare von der Corona-Krise betroffen waren. Die einen verbrachten so viel gemeinsame Zeit miteinander wie nie zuvor und genossen es. Anderen fiel die Decke auf den Kopf, weil sie zum Home-Office verdonnert waren, und es kam zu mehr Spannungen. Wieder andere Paare durften oder konnten sich aufgrund des Lockdowns über längere Zeit nicht mehr sehen. Weitere gerieten in Stress, weil sie nicht wie vorgesehen umziehen konnten oder das Geld auf einmal verdammt knapp wurde. Nochmals andere isolierten sich völlig, um nicht angesteckt zu werden.
Was belastende Einwirkungen anbelangt, so mache Dir vor allem eines bewusst: Es gibt solche, die Du beeinflussen kannst, und solche, die Du nicht beeinflussen kannst. Konzentriere Deine Energien auf die Dinge, die Du beeinflussen kannst – das spart Dir viel Frust. Und noch etwas: Was immer Dir das Leben von außen zuspielt, Du bist frei darin, wie Du auf die Vorgänge reagierst.
Auch wenn es anfangs vielleicht vielverlangt ist: Nimm die Außenwelt als Spiegel für Eure Paarbeziehung! Was Euch im Außen passiert, ist oft ein Ausdruck oder eine Folge dessen, was zwischen oder in Euch passiert.
Manchmal lässt Euer Paarstress nach oder verschwindet ganz, sobald Ihr herausfindet, mit wem da draußen Ihr über diesen Stress verbunden wart, und sobald Ihr Euch davon löst. Wir haben bereits bei Weg Nr. 11 auf diese meist unbewussten Identifikationen hingewiesen – und auf die Möglichkeiten, sie systemisch anzugehen. Einer unserer Klienten erzählte uns etwa, wie der andauernde Streit mit seiner Frau ums Geld aufhörte, nachdem er sich mit seinem „Armutsbewusstsein“ auseinandergesetzt hatte. Die Arbeit am Thema führte ihn zu der Erkenntnis, dass er aus einer unbewussten Loyalität mit den Ärmsten in der Dritten Welt weder sich noch seiner Frau ein besseres Einkommen zugestehen konnte.
Ein anderer Klient war solange „auf der Flucht“ von einer Paarbeziehung in die nächste, bis er erkannte, dass er mit Menschengruppen zutiefst solidarisch verstrickt war, die aus religiösen oder politischen Gründen fliehen mussten. Eine Klientin hatte in ihrer Partnerschaft immer wieder Angst vor Nähe. Das hörte auf, als sich zum einen zeigte, dass sie die Gefühle ihrer Mutter übernommen hatte (Weg Nr. 11). Zum anderen berichtete sie, dass ihr Großvater mütterlicherseits im Nationalsozialismus mit grausamen Experimenten an Menschen mit Behinderung zu tun hatte. In der systemischen Aufstellung dazu zeigte sich, dass die Misshandelten große Angst vor der Nähe des Großvaters hatten. Die Nähe hatte für sie damals schlimmste Gewalt bis hin zur Ermordung bedeutet. Sowohl die Klientin als auch ihre Mutter waren aufs Engste mit den Misshandelten verbunden, um unbewusst auf deren Leid aufmerksam zu machen. Nachdem das Leid gewürdigt worden war, legten die Opfer von damals größten Wert darauf, dass unsere Klientin und ihre Mutter positive Nähe in Beziehungen der Gegenwart erfahren könnten.
Eine Klientin brachte frischen Wind in die ermüdete Paarbeziehung, als sie einen wesentlichen Grund dafür herausfand, dass sie „ihr ganz eigenes Leben“ noch nicht ausreichend gelebt hatte. Der Grund war ein Mädchen, das gleichzeitig mit ihrer Mutter, als diese noch Kind war, in den Kriegsjahren schwer an der Lunge erkrankt war. Die Eltern dieses Mädchens hatten ihr Haus verkauft, um sich die Medikamente zu seiner Behandlung leisten zu können. Das Mädchen starb, bevor die Behandlung beginnen konnte. Daraufhin schenkten seine Eltern der späteren Mutter der Klientin die Medikamente. Das führte dazu, dass diese überlebte und überhaupt erst die Tochter gebären konnte, die als Klientin zu uns fand. In der herzzerreißend liebevollen, systemischen Begegnung unserer Klientin mit dem gestorbenen Mädchen und seinen Eltern konnte diese sich dann erstmals aus tiefstem Inneren die Erlaubnis zum eigenen Leben geben (weil und obwohl einer anderen Person das Erwachsenwerden verwehrt geblieben war).
Wenn Dich in Deiner Partnerschaft hin und wieder extrem starke Gefühle überfluten, die aus der Situation heraus schwer erklärbar sind, können diese auf solche Bindungen hinweisen: z.B. ein geradezu überwältigendes Mitleid mit bestimmten Gruppen von Lebewesen; z.B. Panikattacken oder Ohnmacht. Ein Mann etwa, der als Altenpfleger arbeitete, war emotional so an das überlastete Pflegesystem gebunden, dass sich in ihm die Erschöpfung des Apparats mit seinem Burnout und der Erschöpfung in der Paarbeziehung verband. Die Lösung begann damit, die verschiedenen Erschöpfungszustände klar voneinander zu trennen.
Manche Lehrer/innen an sog. Brennpunktschulen beispielsweise werden regelrecht zermürbt und verheizt, weil die Klassen aus Kindern bestehen, mit denen ein geregelter Unterricht unmöglich ist. Wer anfangs vielleicht noch voller Engagement in einem solchen System arbeitet, geht darin im Laufe der Zeit womöglich so verloren, dass Beziehungsstress nicht mehr abgefangen werden kann und Ohnmachtsgefühle beide Partner zu ertränken drohen.
Es ist also oft wahre Lebenskunst, emotional weder distanziert noch zu nah dran zu sein, wenn es um fremde Schicksale und das Leid anderer Lebewesen geht.
Zeit für Besinnung – unsere Reflexionsfragen
Wofür im Leben bist Du dankbar, wenn Du es wirklich ganzheitlich betrachtest?
Was wurde Dir geschenkt, was blieb Dir erspart? Wem gebührt der Dank?
Nimm an, es hat einen tieferen Sinn, dass Du so auf Erden bist wie Du bist! Wozu könnte es dann gut sein, dass Du mit Deinem Partner gleichzeitig auf Erden wandelst, dass Ihr in diese Zeit hineingeboren wurdet, dass Ihr Euch in diesem Land gefunden habt und die Welt jetzt die und die Herausforderungen für Euch bereithält?
Gibt es Menschen(gruppen) oder andere Lebewesen, für die Dein Herz außerordentlich stark schlägt? Wie könntest Du ihnen Gutes tun und daraus ein gemeinsames Vorhaben mit Deinem Partner machen, das Euch noch tiefer miteinander verbindet? (siehe auch den Weg Nr. 3 zur Gemeinsamkeit)
So kommt Ihr voran – unsere drei Tipps
Aktive Wertschätzung
Geh´ eine Zeitlang regelmäßig nach draußen, sprich Deiner Mitwelt Deine Wertschätzung aus und stärke so Deine Allverbundenheit! Sei kreativ darin, wer oder was alles in den Genuss Deiner Wertschätzung kommt (Kassierer an der Kasse, Friseurin, Singvögel, Blumen des Nachbarn, Parkbank ...). Früher oder später färbt das auch positiv auf die Partnerschaft ab.
Austausch
Belebe Deine Paarbeziehung, indem Du Dich einen Monat lang jeden Abend mit Deinem Mann oder Deiner Frau kurz darüber austauschst, was tagsüber schätzens- und liebenswert in der Mitwelt war!
Paarprojekt
Startet das gemeinsame Projekt, das sich aus der dritten Reflexionsfrage ergibt! Es können auch ganz kleine und mehrere Projekte sein (z.B. eine Serie von Meditationen; Unterschriftenaktion; ein Bewusstseinsbildungs-Abend im Freundeskreis).
Was uns persönlich bewegt - zwei Statements von uns zu dem Weg
Christoph Nitschke
Ich liebe es, auf diesem wunderbaren Planeten zu leben, auch wenn so viel von ihm auf dem Spiel steht. Ich bin sehr gerne Europäer und Deutscher. Ich freue mich an all dem Guten, was ich täglich in meiner Umwelt und Mitwelt erfahren darf. Es gibt immer wieder Augenblicke, wo ich mich ganz eins mit der Welt fühle. Eines der größten Geschenke, das die systemische Aufstellungsarbeit mir beschert hat, besteht darin, dass ich so viel über den Zusammenhang von persönlicher Heilung, Familienheitung und Erdheilung lernen konnte. Dem haben wir die Entdeckung unseres Weges Nr. 12 zu verdanken. Ich erlebe auf diesem Weg immer wieder die überraschendsten Schicksalsverbindungen, die verblüffendsten Wendungen und außergewöhnlichsten Lösungen, die man sich nur vorstellen kann. Gleichzeitig werde ich dort auch für mich selbst immer wieder fündig, wenn es darum geht, mich selbst besser zu verstehen und auch das, was mich am tiefsten im Herzen bewegt. Ein Grund mehr, sich für Mutter Erde einzusetzen!
Karin Scheinert
Ich erlebe es als großes Geschenk, als Frau in einem demokratischen Land wie Deutschland zu leben. Ich hatte und nutzte die Chance, Abitur zu machen und zu studieren, obwohl ich aus einem einfachen Elternhaus komme. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir alle untrennbar miteinander und mit der Welt verbunden sind. Schon als Kind hatte ich ein Gespür für Ungerechtigkeiten. In jungen Jahren und im Eifer meines politischen und sozialen Engagements neigte ich ab und an dazu, mich mit der Diskriminierung und Ausbeutung von Menschen zu stark zu identifizieren und in eine Retterinnenrolle hineinzugeraten. Seit vielen Jahren und nicht zuletzt wegen der systemischen Arbeit ist mir bewusst, dass eine solche Unterstützung den betroffenen Menschen nicht wirklich gerecht wird. Es geht darum, in einer bewussten Verbundenheit mit mir selbst, mit meinen Liebsten und Mitmenschen und mit der Erde zu leben. Jede Störung in der Beziehung zu mir und zu meinen Mitmenschen, die ich erkenne und bewusst angehe, bietet Heilungsmöglichkeiten für uns alle. Lasst uns tätig sein für ein gutes Leben für alle, in dem jede/r für sich selbst und die eigenen Bedürfnisse Verantwortung übernimmt!