„Von Haus aus bestens platziert und ausgerüstet - so kriegen wir's zusammen hin!“
Der Weg Nr. 11 zur erfüllten und glücklichen Partnerschaft
Fast die Hälfte der Menschen, die in den letzten Jahren wegen Paarproblemen zu uns gekommen sind, landete bei der Entwicklung ihrer Lösung in der Herkunftsfamilie. Nach dem Weg Nr. 6 erweist sich der hier vorgestellte Weg demnach als der am zweithäufigsten begangene Lösungsweg. Spannend daran ist außerdem, dass die wenigsten von sich aus das Elternhaus als Ursprung von aktuellen Paarproblemen auf dem Schirm hatten. Vielmehr löste erst die systemische Arbeit die entsprechenden Aha-Effekte aus.
Die Herkunftsfamilie ist bereits Thema im Blogbeitrag zu Weg Nr. 9. Dort steht die unmittelbare Einflussnahme im Mittelpunkt – nämlich wie die Herkunftsfamilie über Deine Partnerschaft denkt und sich zu ihr verhält. Im Folgenden lernst Du noch ganz andere Zusammenhänge zwischen Paarglück und Herkunft kennen. Denn die Paarbeziehung ist oft wie eine Art Spiegel für die ungelösten Probleme der Vergangenheit.
Grundsätzlich ist jede/r Partner selbst für die Klärung von Belastungen aus der eigenen Herkunftsfamilie verantwortlich. Allerdings stellen sich die Männer dieser Aufgabe seltener und neigen dazu, sie an ihre Frauen zu delegieren. Vielleicht überrascht es Dich daher nicht zu hören, dass manche positive Wende in der Partnerschaft gerade auch deshalb zustande kam, weil der Mann seine Herkunftsangelegenheiten selbst in die Hand nahm.
Inhalt:
Impuls zur Standortbestimmung
Woran Du erkennst, wenn es nicht stimmt
Was Du unbedingt wissen solltest
Zeit für Besinnung - unsere Reflexionsfragen
So kommt Ihr voran - unsere drei Tipps
Was uns persönlich bewegt - zwei Statements von uns zu dem Weg
Impuls zur Standortbestimmung
Unser Impuls zur Standortbestimmung besteht aus einem Leitsatz und einer Kardinalfrage. Der Leitsatz für Weg 11 lenkt Deine Aufmerksamkeit und die Deines Partners bzw. Deiner Partnerin auf Eure Basis, auf Eure Wurzeln.
Wir haben beide den guten Platz in unserer Herkunftsfamilie inne.
Was würdest Du spontan sagen: Kannst Du diese Aussage unterschreiben? Vielleicht musst Du Dich zuvor mit Deinem/r Liebsten erst noch mehr über Eure Kindheit und Jugend austauschen.
Die Kardinalfrage fordert Dich zu einem klaren Ja oder Nein heraus. Lass die Kardinalfrage bzw. Deine Antwort eine Zeitlang auf Dich wirken, bevor Du weiterliest!
Hast Du den guten Platz in Deiner Herkunftsfamilie, an dem Du Dich richtig, getragen und frei fühlst?
Woran Du erkennst, dass es nicht stimmt
Wenn Du als Mutter zweier Kinder den Eindruck hast, für drei Kinder sorgen zu müssen, stimmt die Ordnung bei Euch ganz offensichtlich nicht. Dein Mann scheint nicht erwachsen geworden zu sein. Oder umgekehrt: Du kommst Dir als Mann so vor, als würdest Du Deiner Frau ständig den Rücken freihalten – wie es ein guter Vater für seine Tochter tut.
Wenn sich in Deiner Partnerschaft Beziehungsmuster wiederholen, die jemand von Euch aus dem Elternhaus kennt, ist das ebenfalls ein Hinweis darauf, dass Ihr zumindest teilweise noch in der Herkunftsfamilie festhängt. Ähnliches gilt, wenn Du immer wieder in Gefühle und Verhaltensweisen zurückfällst, die Du in Deiner Kindheit praktiziert hast – z.B. in Jähzorn, Rückzug oder Erstarrung. Überhaupt laden extreme Gefühlsausbrüche, die von Kleinigkeiten ausgelöst werden und auf Dritte befremdlich wirken, dazu ein, sich mit der eigenen Geschichte zu beschäftigen.
Geratet Ihr immer wieder in dieselben fruchtlosen Streitigkeiten? Habt Ihr schon unzählige vergebliche Anläufe hinter Euch, den Umgang miteinander zu verbessern? Das schreit geradezu danach, sich auf Weg Nr. 11 zu begeben. So auch dann, wenn eine/r sich „irgendwie verkehrt“ in der Paarbeziehung fühlt oder andauernd falsche Entscheidungen trifft. Oder wenn eine/r sich als minderwertig erlebt, ohne dass der/die Liebste sich abwertend verhält.
Vielen Beziehungsstörungen kann man/frau es also gar nicht so leicht ansehen, dass sie mit dem Elternhaus zu tun haben. Zumal die Menschen häufig schwere Herkunftslasten mit sich herumschleppen, ohne es zu merken. So sehr haben sie sich daran gewöhnt, dass sie ihnen ganz normal vorkommen. Diese Lasten haben sie immer und überall im Gepäck, weswegen sie sich in der Paarbeziehung bemerkbar machen können, aber auch ganz woanders. Zu solchen Lasten zählen Acht- und Lieblosigkeit, Kontaktabbrüche, Ausgrenzung, Ungleichbehandlung, die Erfahrung von Gewalt und Übergriffen, Sucht, schwere Krankheiten oder Schicksalsschläge. Sie wirken selbst dann, wenn sie andere Familienmitglieder betreffen.
Wenn Du so gut wie gar nichts über Deine Herkunftsfamilie weißt, könnte das ebenfalls ein Hinweis darauf sein, dass dort einiges im Argen liegt, was Dich bis in Deine Gegenwart verfolgt.
Wenn andererseits Deine „schlechte Kindheit“ regelmäßig als Begründung dafür herhalten muss, dass Dein Partner auf Dich Rücksicht zu nehmen hat, ist das nur eine weitere Spielart von ungelösten Herkunftsthemen.
Was Du unbedingt wissen solltest
Wesentliche Fakten rund um die Bedeutung des Platzes
Sei Dir gewiss: Jeder, wirklich jeder Mensch trägt etwas aus der eigenen Herkunftsfamilie mit. Die Lasten sind teilweise offensichtlich wie z.B. wirtschaftliche Not, Krankheit oder der Verlust naher Angehörigen. Manche Lasten sind unscheinbarer, aber nicht minder mächtig – z.B. ausgesprochene und unausgesprochene Erwartungen, bestimmte Familientraditionen oder sog. Familiengeheimnisse, die man/frau zu wahren hat oder die einem vorenthalten werden.
Am meisten trägst Du typischer Weise – bewusst oder unbewusst - von Deinen Eltern, weil sie Deine Hauptbezugspersonen in der Kindheit waren oder weil Dein Leben direkt von ihnen kommt. Was Du trägst, kann mühsam geschluckt, aufgenötigt oder in Treue und Liebe übernommen sein. Zum Teil trägst Du an den Folgen Deiner eigenen schmerzvollen Erlebnisse, die Du mit ihnen hattest. Zum Teil bist Du so tief mit ihnen verbunden, dass sich ihre Denkweisen oder Grundgefühle auf Dich übertragen. Das führt vielleicht dazu, dass Du Deine/n Partner/in nicht so sehen kannst, wie er/sie ist, sondern ihn/sie durch die verzerrende Brille eines Elternteils und seiner Erlebnisse betrachtest – meist des gleichgeschlechtlichen. Die Verbundenheit führt vielleicht dazu, dass Du versuchst, mit Deinem/r Partner/in die ungelebten Träume Deines Vaters oder Deiner Mutter zu verwirklichen – was meist zum Scheitern verurteilt ist.
Zum Teil erwächst die Last daraus, dass Du zwar das Kind Deiner Eltern bist, jedoch nicht am Platz des Kindes stehst. Vielleicht ist Dein Vater wenig präsent gewesen oder früh gegangen, Du bist als „Ersatzpartner“ an seine Stelle gerückt und kommst nun nicht so richtig vom Fleck. Vielleicht sind beide Eltern so schwach gewesen, dass Du viel Verantwortung für sie übernommen hast. In diesen Fällen haben wir es mit der verkehrten Ordnung zu tun, die als Gefühl von Verkehrtsein in der Paarbeziehung wiederauftauchen kann. Denn systemisch gesehen haben die Eltern das Recht und die Pflicht, für ihre Kinder „die Großen“ zu sein – eine weitere Spielart des sog. Vorrangs, den wir bei Weg Nr. 8 beschrieben haben. Die Großen geben in erster Linie, während die Kleinen, also die Kinder, in erster Linie nehmen dürfen. Nur wer bei den Eltern klein sein durfte, kann selber im eigenen Rhythmus und auf gesunde Weise groß werden. Womöglich konnten die Eltern schon bei ihren Eltern nicht die Kleinen sein und haben von diesen so wenig bekommen, dass später auch nur wenig für Dich da war. Was ihnen gefehlt hat, kann auch Dir fehlen. Schaffst Du es, für Deine/n Partner/in weder der/die Kleine noch der/die Große zu sein (siehe Weg Nr. 7)?
Weitere wichtige Bezugspersonen sind die Geschwister und Großeltern. Zu den Geschwistern gehören auch bekannte und nicht-bekannte Halbgeschwister sowie nicht-lebende Geschwister (abgegangene, abgetriebene oder verstorbene Kinder). In der Ordnung der Geschwister haben die älteren Geschwister Vorrang vor den jüngeren und wissen aufgrund ihrer Position auch oft mehr über die Geschichte der Familie. Es tut allen Kindern und späteren Erwachsenen gut, altersmäßig bzw. vom Zeitpunkt der Geburt her am richtigen Platz in der Reihenfolge der Geschwister zu stehen bzw. bewusst dorthin zu rücken, wenn es neue Informationen darüber gibt.
Zu den genannten Verwandten bestehen die stärksten bzw. häufigsten Bindungen. Doch können sich Bindungen auch auf andere Familienmitglieder wie die Geschwister der Eltern, deren frühere Partner/innen oder die Urgroßeltern erstrecken. Bindung bedeutet hier das Potenzial, etwas von deren Lebensthemen und Schicksalslasten mitzutragen, vielleicht sogar an deren Platz geraten zu sein und deren Last im eigenen Leben neu in Szene zu setzen. Eine solche Verstrickung, etwa mit dem Beziehungsleid der Früheren, färbt dann u.U. stark auf die Qualität Deiner Partnerschaft heute ab. Wichtig ist hier: Es spielt keine Rolle, ob diese Personen leben oder schon gestorben sind, wie nahe oder fern Du ihnen stehst, ob Du sie kennst oder nicht. Oft genug sind es gerade die Außenseiter und Vergessenen einer Familie, an die genau aufgrund ihrer Ausgrenzung durch ein späteres Leid erinnert wird. Die Toten wirken teils mit dem nach, wie sie sich zu Lebzeiten verhalten haben, zum Teil über die Bilder und Vorstellungen, mit denen sich die Nachkommen auf sie beziehen.
Diese tiefsitzenden Bande wirken vielfach unbewusst und kommen zum Teil erst durch familiengeschichtliche Forschungen, systemische Arbeit oder Therapie zum Vorschein sowie zur Lösung. Lösung bedeutet hier insbesondere, dem Schicksal der Vorgänger achtungsvoll zu begegnen und von ihm frei zu werden.
Darüber hinaus kommen sogar überpersönliche Bindungen vor, z.B. an Glaubenssätze über das Leben, an familiäre Existenzängste, an Kriegserlebnisse der Vorfahren oder an bestimmte Beziehungsmuster wie emotionale Verhärtung, Lug und Trug, Erbschaftsstreitigkeiten oder tragisch endende Liebesbeziehungen.
Der Platz, den Du in Deiner Herkunftsfamilie hast, kann auch noch anderweitig schwierig für Dich sein. Vielleicht hast Du ihn überhaupt nur schwer bekommen, weil es Komplikationen bei Deiner Geburt oder schon im Bauch Deiner Mutter gab. Vielleicht haben Dir andere Familienmitglieder ihn streitig gemacht. Vielleicht bekamst Du wenig Anerkennung oder durftest Dich nicht so frei bewegen oder entfalten, wie Du wolltest.
In den familiären Banden erwarten Dich auch Schätze. Jedes Familienmitglied hat das Potenzial, Dir etwas Wertvolles auf Deinen Lebensweg mitzugeben. Entfernte Verwandte entpuppen sich manchmal als wertvolle Informationsquellen über Familienmitglieder oder Ereignisse, die Dich näher interessieren. Aus einer familiären Tradition erwachsen Dir vielleicht besondere Gaben oder materielle Vorteile. Ein geistiges Erbe zu erkennen und vielleicht in neuem Verständnis fortzuführen, schenkt Dir eine noch nie dagewesene Würde. Die Vorstellung oder innere Bitte, dass Deine Ahnen wohlwollend auf Dich schauen und/oder hinter Dir stehen, stärkt Dir vielleicht den Rücken. Vielleicht warst Du an Deinem Platz einfach mit Glück gesegnet.
Was Du tun kannst
Wird Dir angesichts der vielen möglichen Probleme schwindlig? Die gute Nachricht lautet: Du brauchst in den Problemen nicht sitzen zu bleiben. Du kannst Deinen Platz in der Ordnung verändern – sei es in Deiner Vorstellung oder eben in einer systemischen Aufstellung. Die Mitglieder Deiner Herkunftsfamilie müssen weder mitmachen noch zustimmen, wenn Du nach einer guten Lösung suchst, die Dich und alle Beteiligten im Blick hat.
Da Du beispielsweise als Frau nicht ausgleichen kannst, was Deinem Mann aus seiner Herkunftsfamilie fehlt, ist für Euch beide schon viel gewonnen, wenn Du vom etwaigen Platz der Ersatzmutter oder Retterin zurücktrittst. Dein Mann wird dadurch selbstverantwortlicher, und für Dich wird es leichter. Oder Du als Mann kannst umgekehrt Deine Frau aus der Elternrolle entlassen – mit denselben Effekten.
Deine Vorfahren wissen es zu schätzen, wenn Du ihnen Achtung entgegenbringst und davon Abstand nimmst, Dich über sie zu stellen. Du hast die Wahl, Dich vor den Mitgliedern Deiner Herkunftsfamilie zu verneigen, denen Du zu viel abgenommen hast oder an die Du Dich zu sehr gebunden hast. Du kannst ihnen die Lasten, die zu ihnen gehören, symbolisch zurückgeben: z.B. Überverantwortung, Misserfolge, Fremdbestimmung oder abgespaltene Gefühle, die bei Dir gelandet sind. Du kannst sie darum bitten, wohlwollend auf Dich zu schauen und/oder Dich freizugeben. Du kannst Dir selbst erlauben, unbeschwerter Deines Weges zu gehen.
All das gelingt leichter, wenn Du Verständnis für sie bzw. dafür hast, was ihnen zu schaffen gemacht hat und wenn Du die Aufmerksamkeit auf das lenkst, was Du unter den gegebenen Umständen mitbekommen hast.
Zeit für Besinnung – unsere Reflexionsfragen
Wer trägt die größten Lasten in Deiner Herkunftsfamilie?
Wem würdest Du unähnlicher werden, wenn Dein Problem gelöst wäre?
Welches sind die Schätze, die Du aus Deiner Herkunftsfamilie in Deine Paarbeziehung einbringst? Welche könntest Du noch aktivieren?
So kommt Ihr voran – unsere drei Tipps
Dein Bild von Deiner Herkunftsfamilie
Mach Dir mit Hilfe von Symbolen ein Bild von Deiner Herkunftsfamilie! Wer gehört dazu? Wer steht an welchem Platz? Sprich mit Deinem/r Partner/in darüber, was ihm/ihr an Deinem Bild auffällt! Wenn Du magst, greifst Du dafür auf unsere Anleitung „Systemisches Raumbild“ zurück.
Stuhl-Übung
Stelle Stühle stellvertretend für die wichtigsten Mitglieder Deiner Familie auf und stelle Dich ihnen gegenüber! Halte eine kleine Ansprache, in der Du positive Erlebnisse in Erinnerung rufst, Worte der Achtung und des Dankes findest und auch Deine Bitten laut aussprichst!
Imagination
Male Dir innerlich aus, wie alle Mitglieder Deiner Herkunftsfamilie mit dem versorgt sind, was sie brauchen!
Was uns persönlich bewegt - zwei Statements von uns zu dem Weg
Christoph Nitschke
Meine Eltern und meine beiden deutlich älteren Halbbrüder waren sehr an unseren gemeinsamen Vorfahren interessiert. Ich bin sehr dankbar, in diesem Ahnenbewusstsein aufgewachsen zu sein, und führe unsere Tradition auf meine Weise fort. Beim Blick auf den weitverzweigten Stammbaum meiner Mutter überkommt mich immer wieder Ehrfurcht. Manchmal erahne ich eine geistige Verwandtschaft zwischen einem Tun von mir und einem meiner Vorfahren. Es gibt sogar Momente, in denen ich sie ganz nah bei mir fühle. Kurz vor dem Tod meiner Eltern kniete ich vor ihnen nieder und bat um ihren Segen, den sie mir auch gaben. Diese einmalige Begegnung war für uns ein heiliger Moment, der uns anschließend tief bewegt in einer langen Dreierumarmung stehen ließ. Ich sehe, was von meinen Eltern in mir weiterlebt, und freue mich daran ebenso wie an dem, was ich hinter mir gelassen habe. Ich bin mit meiner Herkunft in Frieden. Das hat viele Jahre gedauert. So verschieden Karins und meine Herkunftsfamilie sind – unsere Eltern konnten sich in Achtung begegnen. Das trägt uns und unsere Nachkommen. Wenn ich sehe, wie bitter Karins Begegnungen mit ihrem Vater geworden sind, kommt es mir fast wie eine Gnade vor, dass meine Eltern in ihrem Abbau eher sanftmütig blieben.
Karin Scheinert
Mein Einstieg in die Persönlichkeitsentwicklung war eine einhalbjährige Weiterbildung, in der ich schwerpunktmäßig mit der Transaktionsanalyse an mir arbeitete. Eine Aufgabe war dabei, die Eltern zu fragen, was für eine Tochter bzw. Mensch ich werden sollte und welche wichtigen Dinge und Werte sie mir mit auf meinen Weg mitgegeben haben. Da ich damals in Berlin und meine Eltern in Ingolstadt lebten, beantworteten sie mir meine Fragen in einem Brief. Den Brief habe ich immer noch. Die Antworten meiner Eltern haben mich sehr bewegt. Ich konnte unsere Beziehung, sie und mich selbst darüber noch besser verstehen. Gerade wegen unserer systemischen Arbeit habe ich meine Eltern immer wieder zu ihrer Geschichte und zu unseren Ahnen gefragt. Ich recherchierte im Institut für Zeitgeschichte in München zu meinem Opa väterlicherseits, weil ich dort einen Eintrag zu seiner Person entdeckt hatte. Im Großen und Ganzen bin ich schon seit vielen Jahren mit meinen Eltern im Frieden. Die Beziehung zu meiner Mutter war konfliktbeladener als die zu meinem Vater. Als sie im Alter von 65 Jahren an Krebs starb, konnte ich eine ganz große Liebe und Dankbarkeit ihr gegenüber spüren, was für mich in dieser Intensität und Weichheit nicht möglich war, als sie noch lebte. Aufgrund der Demenz meines Vaters entsteht gerade eine Beziehungsdynamik zwischen uns, die mich sehr fordert, oft überfordert und Altes wieder hochholt, von dem ich dachte, ich sei damit im Frieden. Von daher bin ich erneut gefordert, mich mit meiner Herkunftsfamilie auseinanderzusetzen und kann Erfahrungen aus meiner Kindheit und mit meiner Herkunftsfamilie in einer neuen Qualität und Tiefe heilen.